Chronik von Steinfeld

1. Frühgeschichte

Die ersten uns bekannten Bewohner unserer Gegend waren heidnische Kelten. Ihre „Hünengräber“ finden wir heute noch im Steinfelder, Hausener, Waldzeller, Erlenbacher und Rohrbacher Holz. Sie bauten auch den Ringwall auf dem Gaiberg bei Neustadt am Main.

In der Völkerwanderung verdrängten die germanischen Stämme die keltischen Ureinwohner. Bei uns siedelten zunächst die Sueben (Schwaben). An sie erinnern die Dorfnamen auf - ingen:

1. Siedlungsreihe: Urspringen, Zellingen, Uettingen, Remlingen. Den Sueben folgten die Angeln und Warnen („Werngrund“?), sodann die Thüringer mit einem Herzogsitz in Wirziburg. Die Thüringer geraten um 500 unter die Herrschaft der Franken. Diese stellen eine Besatzung und kolonisieren das Land.

2. Siedlungsreihe: Feld-Orte: Wiesenfeld, Wernfeld, Steinfeld, Birkenfeld, Heidenfeld, Altfeld.

3. Siedlungsreihe: Wald-, Bach- und Buch-Orte: Roden, Rodenbach, Pflochsbach, Sendelbach, Steinbach, Sackenbach, Harrbach, Halsbach, Mühlbach, Laudenbach, Karbach, Rohrbach, Massenbuch, Ansbach.

4. Siedlungsreihe: Heim-, Hausen- und Hofen-Orte: Eußenheim, Gössenheim, Hausen, Billingshausen, Holzkirchhausen, Stadelhofen etc. Waldzell hieß ursprünglich nur Zell und ist eine Gründung des Klosters Neustadt.

2. Christianisierung

Am 17. 3. 659 starb zu Nivelles in Belgien die hl. Äbtissin Gertrud von Nivelles. Ihre Verehrung fasste durch die Benediktinerklöster Karlburg, Neustadt und Holzkirchen schon frühzeitig auch in unserer Gegend Wurzel (Gertraudenkapelle!). Doch ist ihr persönlicher Aufenthalt in Karlburg und Neustadt nur Legende. Im Jahre 689 erleidet Sankt Kilian mit seinen Gefährten St. Kolonat und St. Totnan zu Würzburg um seines Glaubenswillen den Martertod auf Anstiftung der thür. Herzogin Geilana. Das Christentum wird in den folgenden Jahrzehnten vom heidnischen Aberglauben wieder völlig überwuchert und erst durch den Apostel der Deutschen, den hl. Bonifacius und seine Gefährten St. Burkard, St. Thekla, St. Lioba zu neuem Leben auferweckt. Bonifacius gründet 741 das Bistum Würzburg und überträgt es dem hl. Burkard. Dabei werden bereits 24 Würzburgische Urpfarreien genannt, darunter in unserem Gebiet Karleburg. Die Christianisierung war das Werk der Benediktinerklöster Fulda, Karleburg, Neustadt, Holzkirchen. Die ältesten Pfarreien in unserem Gebiet sind Karleburg, Wiesenfeld, wozu noch Hofstetten und selbst Gemünden gehörten, Zellingen und Urspringen mit den Filialen Steinfeld, Waldzell, Erlach, Ansbach, Boden, Karbach, Hafenlohr, Mergenbrunn, Birkenfeld, Billingshausen.

3. Steinfeld und Kloster Neustadt am Main

Kloster Neustadt am Main ist zweifellos eine Karolingische Gründung. Die erste Klosterkirche, deren Fundamente noch im Boden des heutigen Pfarrhofs erhalten sind, wurde vermutlich 783 durch die Bischöfe von Würzburg, Mainz und Eichstätt, angeblich im Beisein Karls des Großen eingeweiht. Schon damals besaß das Kloster das umfangreiche Waldgebiet des heutigen Löwensteinischen Parkes sowie die Gemarkungen der Dörfer Rothenfels, Windheim, Hafenlohr, Steinmark, Esselbach, Michelrieth, Altfeld. Dazu kam frühzeitig gestifteter Streubesitz im Schweinfurter Gau, später ·auch in den Dörfern auf unserer Mainseite: Ansbach, Erlach, Waldzell, Steinfeld, Wiesenfeld, Karbach, Birkenfeld, Greußenheim.

779 schenkte ein gewisser Reginfried dem Kloster Fulda seine Güter in Billingshausen und nördlich des Landkreises in Steinfeld und Leinach. Weiterhin schenkte zu dieser Zeit eingewisser Nanthere dem Kloster sein Eigentum in Billingshausen und Steinfeld, und ein gewisser Dagabraht seine Güter in Billingshausen und Steinfeld.

Im Jahre 812 wird unser Dorf erstmals urkundlich genannt: „Steinvelt im Waldsassengowe“.

879 in einem Diplom das die „Nord-Süd-Straße“ (Fernhandelsstraße von Flandern über Frankfurt, Würzburg und Nürnberg nach Böhmen) und zwar als „heristraza“ (= Heerstraße) der Weg kommt aus dem Saaletal und führt bei Gemünden-Hofstetten über eine Mainfurt, und dann über Wiesenfeld nach Süden zu ziehen. Seine Fortsetzung führt vermutlich über Steinfeld-Urspringen usw.

1148 erbaut Marquard II. von Grumbach als Schirmvogt des Klosters Neustadt die Burg Rothenfels.

1192 wird Pflochsbach mit Sendelbach aus Wiesenfeld ausgepfarrt und dem Kloster Neustadt einverleibt.,

1222 verkauft die Äbtissin von St. Afra zu Würzburg einige Güter zu Steinfeld an das Kloster Neustadt.

1243 sterben die Herren von Grumbach auf Rothenfels aus.

1251, 1270 und 1279 verkauft Ludwig von Rieneck auf Rothenfels dem Kloster Neustadt Güter zu Steinfeld, Waldzell, Birkenfeld, Wiesenfeld und Greussenheim.

1280 um diese Zeit bringen Abt und Convent des Klosters Neustadt beim Kaiser Rudolf von Habsburg eine Klage wider den Grafen Ludwig von Rieneck auf Rothenfels ein „Das Kloster Neustadt, macht den Grafen von Rieneck u. a. den Vorwurf, sie hätten die längst abgetretenen Zehnt und Vogteirechte in den Dörfern Waldzell, Ansbach und Hausen sich wiederrechtlich aufs neue angeeignet und im Steinfelder Klosterhof 6 Pferde geraubt, sowie 2 entliehene nicht mehr zurückgegeben“.

1280 wird erstmals in einer Urkunde genannt „Anspach“.

1300 verkauft Kloster Neustadt schuldenhalber einen Hof zu Steinfeld an das Stift Neumünster zu Würzburg.

1330 werden die Pfarreien Steinfeld und Karbach, die früher zu Urspringen gehörten, sowie die Propstei Retzbach dem Kloster Neustadt einverleibt. Dagegen tritt Neustadt das Besetzungsrecht den Pfarreien Wiesenfeld und Schwebenried an die Schlosskapelle zur hl. Gertraud in der Karlburg ab.

1342 sterben die Herren von Rieneck auf Rothefels aus. Burg und Amt Rothenfels fällt in der Folgezeit an das Hochstift Würzburg, obwohl sie ursprünglich dem Kloster Neustadt gehörte. Steinfeld ist bis 1806 dem Würzburger Amt Rothenfels zugehörig.

1360 ist als erster Pfarrer zu Steinfeld beurkundet Gottfried von Rieneck, gestorben 1403 als Abt von Kloster Neustadt.

1365 unter den Zinsgütern Dietrichs von Homburg ist auch eine ehemalige Rodung Steinfelder Bauern als Weingarten genannt.

1365 wird erstmals eine Frühmesse zu Steinfeld gestiftet.

Am 1. April 1365 bestätigte Bischof Albrecht von Hohenlohe von Würzburg (1351-1372) die Errichtung eines Frühmessbenefiziums auf dem St. Burkard-Altar in der Pfarrkirche zu Steinfeld.

1376 verkaufen die Herren von Rieneck Eigenleute in Steinfeld an das Hochstift Würzburg.

1395 wird als Jahr des Blutwunders an dem Gnadenbild der schmerzhaften Muttergottes zu Mariabuchen angegeben. Man baut daselbst eine Kapelle, in welcher die Pfarrei Steinfeld den Wallfahrtsgottesdienst übernimmt.

1398, am 7. 5., wird der Mainzische Diözesanpriester Johannes Honich aus Orb nach dem Tode des Steinfelder Pfarreiverwesers Johannes Coler de Susato mit der Verwaltung der Pfarrei betraut. Oberpfarrer war wohl immer noch Gottfried von Rieneck.

1431 am Montag nach St. Urban verkaufen Wilhelm von Elm und seine eheliche Hausfrau Susanna, geb. von Breme, eine Reihe genau specificierter Höfe, Grundstücke und Grundrechte an den Grafen Johann von Wertheim, genannt werden unter anderem auch Steinfeld.

1434 schreibt der Hl. Vater den 1. Ablass für Mariabuchen aus.

1477 ist zu Steinfeld beurkundet ein Pfarrer Cunradus Geig.

1491 besitzt Philipp Swegerer von Mühlbach den Schafhof zu Steinfeld. Schultheiß war damals Hanns Herrmann.

1494 ist Frühmesser zu Steinfeld Johannes Wüst; ihm folgt im Amte Johannes Imhof.

1525 besetzen die aufständischen Bauern der Ämter Karlburg und Rothenfels die Karlburg und den Rothenfels, doch bleiben die Gebäude erhalten. Ferner plündern sie die Klöster Neustadt und Schönrain. Während nach der Niederwerfung des Aufstandes in Rothenfels kein einziger hingerichtet wird, muss in Karlstadt u. a. ein Bauer aus Hausen sein Leben lassen, namens Caspar Leyser.

1540 nennt das Rothenfelser Zinsregister folgende Steinfelder Familiennamen: Meinlich (Mehling), Herrmann, Dietrich, Riedmann, Loschert, Stamb, Gresser, Ludwig, Gehrling, Brückner, Scheiner, Seiffert.

1560 wird die älteste Steinfelder Glocke bei Frid zu Würzburg gegossen. Schultheiß war Hans Riedmann.

1582 verbietet der Vogt Hanns Ubel des Junkers Hanns Christoph Voit von Urspringen „denen zu Carbach und Steinvelt wie auch andern, so in die Pfarr Urspringen mitpfarren oder Filialen sein, in der Creutzwochen gen Urspringen zu wallen“. Die Karbacher kümmerten sich nicht um das Verbot, wohl aber anscheinend die Steinfelder. Jedenfalls beweist der übliche Bittgang die frühere Zugehörigkeit von Steinfeld zur Pfarrei Urspringen.

1591 ist das Todesjahr des Steinfelder Pfarrers Jakob Wegele aus Wiesensteig an der Filss, dessen Grabstein im Juni 1949 von der Kirchhofmauer an die Südwand der Pfarrkirche übertragen wurde.

1595 verkaufte Diemar an Dietrich Echter von Mespelbrunn seinen Ansitz zu Mühlheim, einen Hof zu Steinfeld sowie Zinsen zu Lautenbach, Karlstadt und Mühlbach.

1596 verkauft Amtmann Dietrich Echter von Mespelbrunn, Büchold, Ripperg etc. zu Rothenfels an die Gemeinde Steinfeld seinen freieigenen adligen Sitz daselbst, welcher früher den Swegerern zu Mühlbach, dann den Diemar gehört hatte und e-erst von ihm erkauft worden war: Häuser, Scheunen, Stallungen, Äcker, Wiesen und Krautgärten, insgesamt 531 Morgen, sowie das dazugehörige Holz-Hut- und Triebrecht um 6 000 Gulden. Ausgenommen von dem Verkauf wurde das „hohe Haus“ auf der Hofraith, der Kirche gegenüber.

1600 erbaut Fürstbischof Julius Echter zu Steinfeld das „neue Schulhaus“, wohl an der Stelle der heutigen „alten Schule“.

1612 erbaut er eine neue Kirche in Waldzell, wohl durch Umbau der ersten mittelalterlichen Kapelle daselbst, die Anno 1600 in der Trauungsmatrikel beurkundet ist.

1614 ist laut Bauinschrift die neue Pfarrkirche zu Steinfeld unter Heranziehung des baupflichtigen Klosters Neustadt vollendet.

1616 entsteht bei dem Bildstock am Gertraudenbrünnlein die erste Kapelle zu Ehren der fränkischen hl. Gertraud.

1618 ist auch der Neubau der Wallfahrtskirche zu Mariabuchen vollendet, den die Steinfelder Meister Hans Scheiner und Kaspar Riedmann nach den Weisungen des Fürstbischöflichen Baumeisters durchgeführt hatten inwieweit Steinfeld vom Dreißigjährigen Krieg berührt wurde, lässt sich nicht näher feststellen. Bezeichnenderweise enthalten die Pfarrmatrikeln in ·den Jahren 1620 bis 1649 viele Lücken. Anno 1620 stirbt Pfarrer Theobald Giller.

1627 baut das Kloster Neustadt die heutige Pfarrscheune als „Zehntscheune“ auf.

1631 flüchtet der Abt von Neustadt Georg Ehalt aus Karbach vor den heranrückenden Schweden über Steinfeld nach Zellingen. Wahrscheinlich hat sich ihm auch sein Bruder, Pfarrer Johannes Ehalt zu Steinfeld, auf dem Fluchtweg angeschlossen. 1632 bis 1636 fehlt jeglicher Matrikeleintrag. In den Jahren der schwedischen Regierung über das Hochstift Würzburg lagen ständige Besatzungen zu Lohr, Gemünden und Karlstadt, außerdem in den umliegenden Dörfern schwedische Truppen und ihre Hilfsvölker in Winterquartieren. Am 25. 4. 1633 stirbt zu Steinfeld das Töchterlein Christina Rosina des Herrn Hermann Wied von Calenberg aus Braunschweig, der wohl auch in schwedischen Diensten stand. Der Grabstein des Kindes wurde 1949 restauriert und an der südlichen Kirchenwand zu Steinfeld eingemauert.

1634/35 bricht in Lohr und Umgebung eine pestähnliche Seuche aus, die viele Todesopfer fordert. In dieser Zeit verwaltet die Pfarrei Steinfeld als Verweser Pater Johannes Kürr vom Kloster Neustadt, gestorben am 4. 1. 1635 zu Mühlbach.

1635-1637 verwaltet die Pfarrei Steinfeld Pater Johannes Bischoff von Kloster Neustadt.

1637/38 finden wir als Pfarreiverweser in Steinfeld den Augustinerchorherrn Pater Andreas Deichmann von Kloster Triefenstein.

1638/39 versieht die Pfarrei Steinfeld Pater Januarius Hellin aus dem Kloster Schwarzach.

1639-1645 ist Pfarrer zu Steinfeld Pater Jakobus Weck von Kloster Neustadt, gestorben als Abt von Neustadt 1656.

1645-1649 treffen wir als Pfarrer zu Steinfeld den Pater Georg Cammercell von Kloster Neustadt, der vorher Klosterpfarrer im Dorfe Neustadt und später Klosterpfarrer in Altenmünster war.

1649-1655 verwaltet Pater Christoph Wagner von Kloster Neustadt die Pfarrei Steinfeld. Er ist hochbetagt 1691 zu Neustadt gestorben. Seine Heimat war Eisfeld in Thüringen.

1651 verkauft Franz Echter von Mespelbrunn, Enkel des 1596 genannten Amtmanns Dietrich Echter, das Echtersche „hohe Haus“ zu Steinfeld gegenüber der Kirche an die Gemeinde um 122 Gulden und zwei Dukaten, jedoch als Echtersches Lehen.

1656-1676 ist Pfarrer zu Steinfeld der ehemalige Benediktinerpater Benedikt Hauck aus Homburg vom Kloster Neustadt, der später den Orden verließ, aber die Pfarrei behielt.

1677-1681 treffen wir den letzten Klosterpfarrer zu Steinfeld an: Pater Bonifacius Hohn (Hahn?) aus Weissmain von Kloster Neustadt.

1678 besitzt der Herr von Cottwitz zu Urspringen in Steinfeld einen Hof und der Pfarrer von Urspringen verschiedene Zehnte.

1681-1712 ist Pfarrer zu Steinfeld Johann Bartholomaeus Röder aus Lohr. Er wurde in der Pfarrkirche beigesetzt, sein 1949 erneuerter Grabstein wurde an der südlichen Kirchenwand eingemauert.

1692 beginnt der Neubau der dritten (jetzigen) Wallfahrtskirche Mariabuchen. Ihre Einweihung durch den Würzburger Weihbischof Stephan Weinberger fand statt am 29. Mai 1701. Im selben Jahre wurde zu Steinfeld mit besonderer Berücksichtigung der Wallfahrtsseelsorge eine Kaplanei errichtet. Erster Kaplan war Johann Egid Büchold aus Eibelstadt. Der Pfarrgottesdienst wurde zwischen Mariä Verkündigung und Michaelis an allen Sonntagen und Feiertagen zu Mariabuchen gehalten, desgleichen an allen Marienfeiertagen des ganzen Jahres. An solchen Tagen war zu Steinfeld nur eine Frühmesse. Außerdem waren zu Mariabuchen zahlreiche gestiftete Gottesdienste zu halten.

1706 übernimmt die Gemeinde Steinfeld· für ihre Pfarrkirche einen ursprünglich nach Mariabuchen bestimmten Nebenaltar, der leider nicht mehr vorhanden ist. Das Altarblatt stammte von Meister Oswald dem Jüngeren.

1712 bezieht Pfarrer Johann Caspar Höpffner aus Würzburg die Pfarrei Steinfeld und stirbt daselbst nach 45-jähriger Amtstätigkeit im Alter von 75 Jahren. Er war auch 30 Jahre lang Dekan des Kapitels Karlstadt und schrieb eine Erklärung zum Katechismus des Petrus Canisius in mehreren Bänden.

1714 beginnt der Neubau des heute baufälligen Pfarrhauses auf Kosten des Klosters Neustadt. Pfarrer Höpffner hatte viel Ärger damit.

1724 werden zu Mariabuchen die Fastenandachten eingeführt, die von der Steinfelder Pfarrgeistlichkeit zu halten waren.

1726 gestattet Fürstbischof Christoph Franz von Hutten den Kapuzinern die Errichtung eines Klosters in Mariabuchen. Die bisherige Gottesdienstordnung und die pfarrlichen Rechte von Steinfeld sollten jedoch dadurch keine Änderung erfahren.

1740 wurde zu Augsburg die jetzt noch im Gebrauch befindliche Steinfelder Festmonstranz gefertigt.

1745 wurde das neue Kloster feierlich eingeweiht und die Klausur daselbst eingeführt.

1750 stiftet Theobald Mehling zu Steinfeld erneut ein Frühmessbeneficium, aus dessen Mitteln 1914/15 das Benefiziatenhaus erbaut wurde.

1758 gießt Meister Schneidewind zu Frankfurt die kleinste noch erhaltene Kirchenglocke für Steinfeld.

1760 gießt Lorenz Roth zu Würzburg die größte unserer drei Kirchenglocken, die Gott sei Dank auch aus dem zweiten Weltkrieg wieder heil nach Hause gekehrt ist.

1757-1768 ist Pfarrer zu Steinfeld Johann Michael Barthel aus Kitzingen. Er scheint von hier auf eine andere Pfarrei gegangen zu sein. Ihm folgte im Amte Pfarrer Johann Georg Bauch aus Rohrbach, der von Binsfeld hierher kam und 42 Jahre bis zu seinem Tode in Steinfeld Pfarrer war.

1783 am 2. Februar lässt der Müller im Häusemer Tal Johann Michael Glück geb. 1749 zu Steinfeld, daselbst einen Sohn taufen.

1794 übertrug Pfarrer Bauch den Kapuzinern zu Mariabuchen den Wallfahrtsgottesdienst daselbst auf Ruf und Widerruf und ließ den Kaplan stattdessen in Ansbach und Waldzell sonn- und feiertäglichen Gottesdienst halten.

1803 wird durch die sogenannte „Säkularisation“ völlig unrechtmäßigerweise die Abtei Neustadt aufgehoben und das Kloster Mariabuchen zum Aussterben verurteilt, indem ihm die Neuaufnahme von Ordensangehörigen verboten wird. Der bisherige Besitz des Klosters Neustadt fällt an den Fürsten von Löwenstein-Wertheim Rosenberg.

4. Steinfeld ab 1806

1806 fällt der linksmainische Teil des ehemaligen Amtes Rothenfels an das Großherzogtum Baden. Aus den Orten Steinfeld mit seinen Filialen, dazu Sendelbach, Pflochsbach, Erlach, Zimmern, Karabach, Roden, Birkenfeld und Greussenheim wird das „Badische Amt Steinfeld“ gebildet. Das Gebiet wird auch kirchlich aus dem Bistum Würzburg herausgenommen und dem Bistum Speyer, Vikariat Bruchsal, unterstellt.

1809 verfügt die Badische Landesregierung die Aufhebung aller „Nebenkirchen und Kapellen“. Die Verordnung sollte auch auf unser liebes Mariabuchen angewendet werden Der Pfarrer selbst beschlagnahmte Kirchengeräte und Paramente und brachte sie nach Steinfeld in Sicherheit. Die geplante Schließung der Wallfahrt stieß jedoch auf den einheitlichen Widerstand des katholischen Volkes, sodass die Badische Regierung nachgeben musste. Das Vikariat Bruchsal übertrug die Wallfahrtsseelsorge gänzlich den Kapuzinern und verpflichtete den Kaplan von Steinfeld zum abwechselnden sonn- und feiertäglichen Gottesdienst in Ansbach und Waldzell.

1811-1818 ist Josef Cornelius Bachmann aus Würzburg „Bischöflicher wie auch Landesherrlicher Pfarrer und Dekan“ zu Steinfeld.

1818 am 27. April wird die Beschwerte des Steinfelder Pfarrers Bachmann wegen der ihm auferlegten Kriegskostenbeiträge an die Gemeinde Hausen vom Rentenamt Karlstadt abgewiesen.

1819 am 8. September kommt das „Amt Steinfeld“ für einen Tag nach Österreich und von da endgültig an das Königreich Bayern. Die königlich-bayerische Regierung verfügt alsbald die Wiederauflösung des Amtes Steinfeld und teilt dessen Orte wieder dem Löwensteinischen Gerichtsbezirk Rothenfels zu. Pfarrer in Steinfeld ist zu dieser Zeit der ehemalige Kloster Neustadter Benediktinerpater Karl Leim aus Böttingen.

1820 zählen die Orte Steinfeld 824, Ansbach 280, Waldzell 257 Einwohner.

1825 In Mariabuchen stirbt der letzte Kapuzinerpater Leo Metzger aus Ochsenfurt. Die Wallfahrtsseelsorge wird dem Dechantpfarrer Franz Kraus zu Pflochsbach übertragen „unbeschadet der pfarrlichen Rechte von Steinfeld“. Im Kloster Mariabbuchen verbleibt als einziger Kapuziner Bruder Rupert, der das Amt des Messners verwaltet. Noch im gleichen Jahre ging das Bischöfliche Ordinariat Würzburg mit dem Plan um, die Wallfahrtskirche zu Mariabuchen abbrechen und dafür in Sendelbach eine neue Kirche aufführen zu fassen, Gott sei Dank wagte man abermals nicht, diesen Plan gegen den Widerstand des katholischen Volkes auszuführe.

1829 machte die königlich- bayerische Regierung einen neuen Vorstoß gegen die Wallfahrt nach Mariabuchen, indem sie bei der Familie von Hutten zu Steinbach anfragte, ob sie gegen eine Aufhebung Einwendungen zu machen habe. Baron Friedrich von Hutten setzte sich energisch für den. Fortbestand der Wallfahrt ein.

1826-1844 ist Johann Amrhein aus Weibersbrunn Pfarrer in Steinfeld. Sein Grabstein auf dem Friedhof ist noch erhalten.

1830 zählt der Ort Steinfeld 163 Häuser mit 969 Einwohnern.

1832 wird von umfangreichem Flachsbau in Steinfeld und Umgebung berichtet. Er wurde größtenteils an Ort und Stelle weiter verarbeitet.

1839 zählt Steinfeld 1028 Einwohner, trotz der vielen Auswanderer nach Amerika.

1842 wurde das Langschiff der Kirche vom südlichen Seiteneingang an nach rückwärts verlängert. Die Löwensteinsche Standesherrschaft, die ein Teil der Baukosten trug, gab das Geld schenkungswiese und erklärte ausdrücklich, daß durch den Zuschuß keine Baulastverpflichtung anerkannt würde.

1844-1852 ist Pfarrer zu Steinfeld Josef Anton Koch aus Hammelburg, der hier schon Kaplan gewesen war. Unter den Pfarrern Amrhein und Koch ist höchstwahrscheinlich die Pfarrkirche vom heutigen Seiteneingang nach hinten verlängert worden.

1849 ziehen die Kapuziner wieder in ihr Kloster zu Mariabuchen ein, freudig begrüßt von dem alten Bruder Rupert, der als einziger die schwere Zeit seit der Auflösung

1825 überlebt hatte. Die Patres übernahmen wieder die gesamte Wallfahrtsseelsorge.

1848 am 14. April weist das Bischöfliche Ordiariat den Pfarrer von Steinfeld an: „Hinsichtlich der Markusprozession hat es bei dem seitherigen Herkommen zu verbleiben, wonach an diesem Tage nach Hausen wallfahret“ Daran erinnert heute noch der Markusbilstock an der Hauptstraße in Hausen.

1849/50 erfolgte der Umbau der St. Gertraudenkapelle in seiner heutigen Gestalt.

1850 am 28 Mai wurde der Pfarreizehnt auf Hausener Grund vor dem Kgl. Kommissär Schneider in Karlstadt fixiert.

1851 war die alte Juliuskirche in Waldzell so baufällig geworden, dass sie polizeilich .geschlossen werden musste.

1853-1878 ist Johann Baptist Volk aus Wollbach Pfarrer zu Steinfeld.

1855 wurde die neuerbaute jetzige Kirche zu Waldzell benediziert.

1879-1888 ist Pfarrer zu Steinfeld Josef Riedmann von den Erlenbacher Höfen. Sein Grab befindet sich in der von ihm erbauten Kapelle in den Erlenbacher Höfen.

1887 wurden die alten, kunstvollen Barockaltäre aus der Pfarrkirche zu Steinfeld entfernt und die jetzigen aufgestellt. Der Hochaltar ist eine Nachbildung des berühmten Riemenschneideraltars aus der Herrgottskirche bei Creglingen.

1888-1895 ist Pfarrer zu Steinfeld Karl Hofmann aus Bramberg. Er malte die Kirche in Steinfeld im Stile seiner Zeit selber aus und ließ auch den Choranbau gegenüber der Sakristei errichten.

1892 gelang dem Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg die Ablösung seiner Baulast an der Pfarrkirche.

1895-1931 war Pfarrer zu Steinfeld Georg Gerstner. Er war der Erbauer des Benefiziatenhauses und hat auch zum Schwesternhaus und zur Kinderbewahranstalt den Grundstock gelegt und die Schwestern 1922 in Steinfeld eingeführt. Gleichzeitig mit Pfarrer Gerstner kam Oberlehrer Otto Endres nach Steinfeld, der 40 Jahre in Steinfeld Schule gehalten und 50 Jahre lang die Orgel gespielt hatte.

1898 wurde die Lokalkaplanei Waldzell errichtet.

1914/18, im ersten Weltkrieg, verlor Steinfeld 48 Gefallene und Vermisste.

1925 wurde die Expositurkaplanei Ansbach errichtet.

1916-1931 wurden dem Pfarrer Gerstner die Benefiziaten Kraiß, Krebs und Klüpfel als Seelsorgehelfer beigegeben.

1931-1947 war Pfarrer in Steinfeld Johann Gerhart aus Kleinwallstadt. Er erbaute Anstalt und Schwesternhaus, und führte eine gründliche Kirchenerneuerung durch.

1939-1945 verzeichnete Steinfeld im zweiten Weltkrieg ca. 75 Gefallene und Vermisste.

5. Steinfeld in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg (bis 1952)

1947 übernahm Karl Josef Barthels aus Aschaffenburg die Pfarrei Steinfeld. Die Schule wurde in fünf Abteilungen mit ca. je 50 Schulpflichtigen aufgeteilt. Lehrer waren Gottfried Kunkel, Ferdinand Otter, Karl Burkhard, Dietlinde Richter, Elisabeth Roth. Bürgermeister war seit 1946 Clemens Seufert. Steinfeld zählte zu dieser Zeit 1350 Einwohner, darunter 350 Heimatvertriebene Sudetendeutsche und Schlesier, sonstige Ostvertriebene und Evakuierte aus Würzburg und Frankfurt. (Tagebuch Barthels)

11.7.1947 Steinfelder Kriegsversehrte laden ihren Pfarrer zu einer Besprechung und beraten über einen Zusammenschluss und Beitritt zum Verband der Körperbehinderten. Es kommt eine Ortsgruppe zustande. (Tagebuch Barthels)

11.7.1947 Fürst Alois zu Löwenstein bietet der Pfarrei Steinfeld zur Ablösung der fürstlichen Baulast am Pfarrhof 2,901 ha Feld und Wiesen zu Pflochsbach mit Ablösungswert von 10 004 Reichsmark (Pfarrarchiv).

15.7.1947 Heute kehrte die große Steinfelder Kirchenglocke von 1756 auf dem Wasserwege von Hamburg in den Würzburger Hafen zurück. Sie wiegt 760 kg, hat einen Außendurchmesser von 110 cm und ist Gott sei Dank unbeschädigt. Nur ein passender Klöppel musste neu beschafft werden. Benedikt Seufert stellte auf Bitten der Kirchenverwaltung Fuhrwerk und Gespann, um die Glocke in Lohr abzuholen. Die Pfarrkinder begrüßten die Spätheimkehrerin mit großer Freude. In den nächsten Tagen montierte die gleiche Firma, die seinerzeit zwangsweise die Abnahme hatte durchführen müssen, die Glocke wieder an ihrem alten Platz. (Tagebuch Barthels)

18.7.1947 Nach zwölf Wochen glühender Hitze fiel der erste ausgiebige Gewitterregen über Steinfeld und Umgebung. Auf unserer Hochebene regnet es ohnehin bedeutend seltener als über Spessart und Maintal. (Tagebuch Barthels)

28.7.1947 In seinem eigenen Kalkofen erstickt der ledige Bernhard Väth zu Steinfeld, ohne dass ihm die Umstehenden Hilfe bringen können. Er hatte beim Nachstochern das Übergewicht bekommen, war in den Ofen hineingestürzt und geriet schließlich bis über die Schultern in das heiße, dampfende Geröll. Sein Bruder Emil stieg ihm nach und konnte noch rechtzeitig ohnmächtig geborgen werden. Als es endlich gelungen war Bernhard anzuseilen, war er bereits tot. (Tagebuch Barthels).

2.1.1948 Aus Saint Mary's Monastery in Herman, Pennsylvania, schreibt der aus Steinfeld gebürtige Kapuzinerpater Beda Herrmann an Pfarrer Barthels: „Schon geraume Zeit trage ich mich mit dem Gedanken, Ihnen einmal zu schreiben, um ausfindig zu machen, wie es bei Ihnen steht, ob Sie schwere Not leiden, ob Sie genug Meßstipendien bekommen, ob Sie auch etwas für Ihre Armen haben. Es wäre mir sehr lieb, wenn Sie mir ins Einzelne berichteten, wie die Verhältnisse sind. Nötigenfalls könnte ich Mittel und Wege finden, Ihnen etwas unter die Arme zu greifen. Mir würde es Freude machen, wenn ich irgendwie behilflich sein könnte. In unserem großen Land ist immer noch etwas übrig. Das Kreuz, das heute auf dem deutschen Volk ruht, ist schwer. Doch Gott weiß, was zum Besten ist. Eines Tages wird auch die Stunde der Erlösung schlagen. Inzwischen wollen wir uns demütig Seiner Vorsehung überlassen. Das hl. Weihnachtsfest hat Ihnen ohne Zweifel wieder viel Trost gebracht. Möge das neue Jahr Ihnen alles zum Frieden und zum Segen gereichen. Mich Ihrem Gebet empfehlend verbleibe ich in größter Hochachtung Ihr gez. P. Beda OFM Cap. (Pfarrarchiv) Pfarrer Barthels erbat und erhielt daraufhin Kleider und Schuhwerk für die Heimatvertriebenen“. (Tagebuch Barthels)

20.3.1948 Ein erschütterndes Zeitdokument nannte Barthels folgenden Aufruf des Landrats von Lohr an die Selbstversorger. Selbstversorger! Helft uns die große Not und den Hunger lindern! Die Stunde ist da, die Euch bereit finden muss, das solange missbrauchte Wort des Opfers in christlicher Liebe zu allen Mitmenschen in die Tat umzusetzen! Tausende, ja Hunderttausende hungern in den Städten und auf dem flachen Lande! Abgemagerte, hohläugige und blasse Kinder, entkräftete und doch noch zur Arbeit sich schleppende Mütter und körperlich verbrauchte Väter blicken in höchster Bedrängnis in die kommenden Tage und Wochen! Die letzten Restchen an Fett und Mehl sind längst aufgezehrt und es dünkt diesen Armen schon ein Glück, noch ein Stückchen Brot oder einige Kartoffeln für den nächsten Tag zum Essen zu haben. Ihr wisst, dass diese ausgemergelten, halbverhungerten Menschen seit Monaten weder Fett noch Fleisch bekommen. Ihr wisst, dass selbst im Landkreis Lohr in den letzten Monaten knapp 50 g Fett in einer Periode ausgegeben werden konnten und nur 100 g Fleisch in einer Woche zugesagt waren, die aber nur jede 3. oder 4. Woche tatsächlich gegeben werden konnten, weil das Vieh nicht aufzubringen war. Ihr wisst, dass Gemeinden in unserem Landkreis sind, die ihr Ablieferungssoll bei weitem erfüllt haben. Ihr wisst aber auch, dass andere Gemeinden, die zu uns gehören und die ich nicht anführen will, weit im Rückstand sind. Diese Säumigen verkennen vollkommen das Erschütternde der heutigen Lage, sie verkennen die Kluft, die sich seit über 2 Jahren täglich weiter und unüberbrückbarer zwischen den Selbstversorgern und den Normalverbrauchern aufgetan hat, sie verkennen, dass der Hunger einen langsamen und qualvollen Tod in vielerlei Gestalt bringt und dass der Hungernde kein Verständnis für den Satten aufbringen kann. Die Selbstversorger verkennen aber auch die Verantwortung, die ihnen der Himmel damit auferlegt, dass er sie mit irdischen Gütern und Lebensmitteln in reichlichem Maße gesegnet hat. Er ist Treuhänder für alle jene Menschen, die eine andere Lebensarbeit haben wie der Landwirt, deren Wert darum aber nicht geringer ist. Ein Zuwarten, bis eine Regierung Maßnahmen ergriffen hat, um das allerletzte, das Verhungern vieler Unschuldiger, zu verhindern, ist sinnlos. Die Stunde ist gekommen, die jeden bereit finden muss, der mehr zum Essen hat als die Normalverbraucher, die von den Almosen schon jahrelang leben. Wer diesen Notschrei heute nicht hört, darf keine Verwunderung heucheln, wenn die Not und die Verzweiflung über ihn hinwegschreiten und blindlings dorthin greifen werden, wo noch etwas zu holen ist. Seht Eure Mitmenschen, wie sie darben. Wir stehen mitten in einer Hungersnot größten Ausmaßes, deren Ende noch nicht abzusehen ist. Ihr seht, wie uns allen die Hände gebunden sind und auch alle, die guten Willens sind, stehen machtlos vor dem unerbittlichen Schicksal, das unser Volk heimsucht. Die Hilfe von außen konnte diese Stunde bitterster Not nicht verhindern, darum muss die Hilfe von innen kommen und zwar aus den Händen, die noch Hüter unseres täglich Brotes sind. Der, der es hat wachsen lassen, der allmächtige Gott, wird die Herzen prüfen; er ruft Euch allen durch die Augen der Hungrigen, durch die aufgehobenen Hände der Bittenden zu: Helft, soweit Ihr nur helfen könnt! Was nützt Euch Geld oder Gut, wenn Eure Seelen Schaden nehmen an dem Elend und dem Hunger Eurer Mitmenschen, das Ihr mit einer offenen Hand abwenden könnt? Wer will sich von der Welt, wer will sich von Gott Hartherzigkeit und Gefühllosigkeit vorwerfen lassen in diesen schwersten Stunden unseres geprüften Volkes? Wer kann ungerührt in ein abgezehrtes Kinderantlitz schauen oder einen verhungernden Menschen von seiner Türe weisen? Ihr wisst, dass der Hunger der Nährboden großen Übels sein kann. Geben Euch die ständig anwachsenden Zahlen der Diebstähle, Einbrüche und sonstigen Verbrechen nicht zu denken? Ist es schwer zu erraten, was kommen wird, wenn der Hunger die letzten Schranken menschlicher Selbstbeherrschung niedergerissen haben wird? Gott möge uns vor solcher Entwicklung schützen. An Euch ist es aber zu zeigen, dass Ihr die Zeichen der Zeit verstanden habt und bereit seid zu helfen. Eure Mitmenschen sind in der schlimmsten menschlichen Not, denn es gibt wohl keine größere leibliche Bedrängnis als den Hunger, den man selbst erleidet und den man von seinen Kindern oder Eltern nicht abwenden kann. Ostern steht über unserem Frankenland, die Glocken seiner Verheißung läuten mit der wiederum erwachenden Natur den Segen des Auferstandenen über unsere Fluren. Der Heiland gab sein Leben für uns, müssen wir nicht umso mehr mit irdischen Gaben den Bedrängten helfen? Mit Euren Gaben sollt Ihr, wie Christus mit seinem Opfer den Tod überwand, Elend und Hunger überwinden helfen und ich weiß, dass ich nicht umsonst Euch gebeten habe. Meine Bitte richte ich an alle Selbstversorger: Jeder gebe 1 kg Speck oder 1 kg Schweineschmalz oder für die Kinder 1 kg Butter und ein paar Eier gegen Bezahlung. Die Spenden werden in eine Sammelliste eingetragen und über den Bürgermeister eingesammelt. Das Endresultat werde ich mit einem Ausschuss gemeinsam ordnungsgemäß umlegen und auf die Normalverbraucher verteilen. Die Sammlung muss kommenden Samstag, den 20. März 1948, ab 12 Uhr mittags beginnen und bis Sonntag, den 21. März 1948, 10 Uhr abends, durchgeführt sein, damit ich in der Lage bin, die Aufteilung an die Normalverbraucher noch vor dem Hl. Osterfeste vorzunehmen. Denkt christlich! Handelt sozial! Landrat, gez. Englert.

25.4.1948 Bei der Kreistagswahl erhielten in Steinfeld die CSU 58 %, die bayerische Bauernpartei 19 % die SPD 11 %, die Notgemeinschaft der Heimatlosen 11 %, die KPD 1 % der abgegebenen Stimmen. Die Wahlbeteiligung betrug über 90 %. Bei den Gemeindewahlen erhielt Bürgermeister Klemens Seufert 573, Benedikt Seufert 65 Stimmen; 83 Bürgermeisterstimmen waren ungültig. Die Wahlgruppe „Dorfgemeinschaft“ erhielt 10 026, die Neubürger 2385 Stimmen. In den Kreistag kamen aus Steinfeld Klemens Seufert und als Ersatzmann Viktor Greser. (Tagebuch Barthels)

14.8.1949 Die Wahlen zum 1. Deutschen Bundestag erbrachten in Steinfeld folgendes Ergebnis: CSU 404, BP 151, WAV 82, SPD 71, FDP 24, KPD 7 Stimmen, Beteiligung 93% (Tagebuch Barthels).

12.4.1949 Pfarrer Barthels entwarf nachstehendes Flugblatt im Auftrag der Mitunterzeichner: Einheimische Mitbürger von Steinfeld! - Wenn überall in Stadt und Land zu dieser Zeit den Ärmsten der Armen eine kleine Weihnachtsfreude bereitet wird, so wollen auch wir in Steinfeld nicht zurückstehen. Bürgermeister und Gemeinderat, Pfarramt, Schulleitung und Fürsorgeausschuss treten daher mit der Bitte an die einheimische Bevölkerung heran, mit einer kleinen Spende eine Bescherung der besonders hart von der Kriegs- und Nachkriegszeit Betroffenen zu ermöglichen. Erbeten wird je nach Möglichkeit etwas an Weißmehl, Butter, Fett, Eiern, Milch oder Zucker zur Herstellung von Weihnachtsgebäck. Wer hierzu nicht in der Lage ist, möge eine entsprechende Geldspende zur Deckung der Unkosten beisteuern. Bedacht werden sollen bedürftige Heimkehrer, Kriegsversehrte, Kriegshinterbliebene, Flüchtlinge, Heimatvertriebene, Flieger- und Währungsgeschädigte und sonstige, unverschuldet in Not geratene Mitbürger. Am Mittwoch, dem 7. und Donnerstag, dem 8. Dez. werden Schulkinder Eure Spenden von Haus zu Haus einsammeln. Wir bitten, sie bis dahin bereitzuhalten. Allen, die zu dem guten Werke mithelfen, sagen wir ein ehrlich gemeintes herzliches „Vergelt's Gott!“ Gez. Bgm. Seufert, Gemeinderat und Fürsorgeausschuss Steinfeld, Kath. Pfarramt Steinfeld, Schulleitung

11.5.1950 Die Feier des altwürzburgischen Erntedankfestes wurde in Steinfeld durch die Einweihung einer neugegossenen vierten Kirchenglocke erhöht. Domkapitular Dr. Kairtz nahm die Konsekration in der Pfarrkirche vor. Sängerchor, Musikkapelle und Volksgesang begleiteten die sinnreichen Zeremonien, mit denen die kath. Kirche die Glockentaufe vollzieht. Als die neue Glocke unter den drei Anschlägen des hohen Konsekrators zum erstenmal ihre Stimme erhob, spürte man die tiefe Bewegung, die durch die versammelte Pfarrgemeinde ging. Die neue Glocke wurde in der Werkstätte Albert Junker zu Brilon in Westfalen gegossen, wiegt 416 Kilo und ist abgestimmt auf den Ton ais. Sie ergänzt in glücklicher Weise die vorhandenen alten Glocken von 1560, 1756 und 1758 nach dem Salve-Regina-Motiv. Die Pfarrgemeinde brachte ihre neue Glocke dem Allerhöchsten als Dankopfer dar für ihre gnädige Bewahrung vor Kriegszerstörung und im Gedenken ihrer Gefallenen als ein besonderes Bittopfer für den Frieden der Welt. Dementsprechend wurde die Inschrift gewählt: Den Toten des Krieges zum Gedächtnis, den Überlebenden zum Vermächtnis, Christus unser Friede (Tagebuch Barthels).

24.11.1950 Heute Nachmittag um 16 Uhr war die Montage beendet und zum erstenmal läuteten die vier Steinfelder Glocken zusammen. Von allen Seiten liefen die Leute herbei und vielen standen Tränen in den Augen (Tagebuch Barthels).

18.8.1952 Heute Vormittag gegen 11 Uhr verließ Pfarrer Barthels sein liebes Steinfeld (Tagebuch Barthels).

Juli 2012 Großes Dorfjubiläum 1200 Jahre Steinfeld. In Zusammenarbeit der Steinfelder Bürger und Vereine wurde ein sehr schönes Jubiläumsfest gefeiert. Es wirkten auch Vereine aus Hausen und Waldzell mit.

09.09.2012 Eröffnung des Europäischen Kulturweges „Buchental“ in Zusammenarbeit des Heimat- und Geschichtsvereins mit dem Archäologischen Spessart-Projekt.

Nachtrag: Diese Chronik mit Aufzeichnungen bis 1952 ist ein Auszug aus der Chronik von Pfr. Karl Josef Barthels, erstellt von Martin Loschert und Gerd Reimer im Januar 2010. Eine Chronik von 1952 bis zur Gegenwart folgt später.

Literaturverzeichnis:

  1. Karl Josef Barthels: Steinfeld bei Lohr am Main,
  2. Beiträge zu einer Chronik, 1. -3. Heft, Lohr 1956, 1957, 1959
  3. Karl Josef Barthels: Steinfelder Chronik
  4. Ein Auszug für den Schulgebrauch, in: Heimatland, Heimatkundliche Beilage zur Lohrer Zeitung, Lohr 1950
  5. Historischer Atlas von Bayern
  6. Pfarrer Josef Schott: Aus der Geschichte des Landkreises Lohr